Nils Nilsson (r.) mit Shakey – SRI International

Erfunden

Der Roboter als Erfinder: Science-Fiction oder Wirklichkeit?

Das Wort Roboter feiert seinen 100. Geburtstag. Im Januar 1921 erlebte das Science-Fiction-Drama „Rossum’s Universal Robots”(R.U.R) in Prag seine Uraufführung. R.U.R ist ein Werk des tschechischen Schriftstellers Karel Čapek über industriell gefertigte Sklaven mit der Bezeichnung „Roboter”. Das tschechische Wort „robota” bedeutet monotone Arbeit, Maloche, Dienstbarkeit.

Selbstständige Maschinen

Da in den 50er Jahren die menschlichen Arbeitskräfte zur Produktion der verlangten Verbrauchsgüter knapp wurden, wuchs der Bedarf an Maschinen, die Handgriffe übernehmen konnten. Zunächst gab es nur programmierte Roboterarme, aber bald darauf entstanden die ersten mobilen Roboter, die sich selbstständig bewegen und „nachdenken” konnten. 1968 präsentierte die Stanford University den Roboter „Shakey”. Der mit Sensoren und elektrischem Radantrieb ausgestattete Shakey konnte Objekte erkennen und verschieben. Das Konzept der sich menschenähnlich verhaltenden und mit Menschen agierenden Roboter von Rodney Brooks und Andrea Stein vom Massachusetts Institute of Technology stieß Anfang der 90er Jahre noch auf Widerstand, wurden aber rasch aufgegriffen. Seitdem befassen sich europäische und amerikanische Universitäten intensiv mit der Entwicklung humanoider Roboter, die etwa in der Krankenpflege oder bei Sicherheits­diensten einsetzbar sind. Auch in Japan rollen ständig neue humanoide Roboter vom Band.

1968 präsentierte die Stanford University den Roboter „Shakey”.

Künstlicher Erfinder

Roboter haben schon längst den Ruf malochender Arbeiter hinter sich gelassen. Inzwischen können sie sogar kreativ denken. Dass 2019 die „fraktale Form” für eine Getränkedose erfunden wurde, diente dem Nutzen unserer künstlicher Kollegen. So können die Roboterarme mehrere Dosen tragen. Die Dose ist ebenfalls nicht das Produkt eines menschlichen Gehirns, sondern wurde vom Computersystem DABUS erdacht, das auf künstlicher Intelligenz basiert. Dr. Stephen Thaler, der Entwickler von DABUS, meldete verschiedene Patente an, in denen er DABUS als Erfinder angab. Europa und das Vereinigte Königreich wiesen die Anmeldung zurück, ein Patentamt in Südafrika hingegen nahm die Anmeldung an. Nach der Ablehnung eines australischen Patentamtes urteilte der Federal Court of Australia, dass eine künstliche Intelligenz zwar niemals ein Patent anmelden oder erhalten könne, aber durchaus als Erfinder gelten könne. Obwohl das Virginia Eastern District Court in den USA Thalers Einspruch gegen die Ablehnung zurückwies, war das Gericht der Meinung, es sei nicht auszuschließen, dass die KI eines Tages alle Voraussetzungen der Erfinderschaft zu erfüllen imstande sei. Genug Stoff zum Nachdenken für uns.


Wird der Roboter der Erfinder der Zukunft? Muss das Patentgesetz demnächst neu „erfunden” werden? Die Zeit wird es zeigen.


„Erfunden” ist unsere regelmäßige Kolumne, in der wir auf bemerkenswerte Erfindungen der Vergangenheit eingehen. Lesen Sie auch über die anderen Erfindungen, die in früheren Ausgaben von IP Leads besprochen wurden.

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